Winter im Böhmerwald

 

(…..)  Für mich war unsere Mutter einfach die Beste: eine Allrounderin, vielseitig in jeder Hinsicht. Sie hatte immer und für jeden etwas in ihrer Speisekammer. Zum Beispiel die in Einweckgläsern eingekochten Obstsorten, angefangen von den roten Kirschen mit dem süßen Zuckerwasser, Gricherl, Pflaumen, Birnen, Apfelmus, Stachel- und Heidelbeeren und andere Sachen wie Gurken, Buschbohnen und rote Rüben ( Raner ). Auch Leberwurst und Schweinebraten im Weckglas gab es das ganze Jahr über als Brotzeit, die immer zur Verfügung stand. Im Spätherbst wenn alles unter Dach und Fach gelagert war, ging es los mit dem Krautkopfhobeln. Das große schwere Tonfass mit den zwei halbrunden Holz-brettchen und dem großen runden Kieselstein brauchte man zum Einschweren des gehobelten Krauts. Dazu kamen Salz und Wacholderbeeren. Nach Wochen des Gärens, wurde der Gärschaum abgeschöpft. Die Seefahrer der früheren Zeiten hatten viel Sauerkraut an Bord,das sie wegen des hohen Vitamin-C-Gehalts vor Mangelkrankheiten schützte. In der so genannten „Staden Zeit“ ging es bei uns ein bisschen gemütlicher zu.
Vater holte aus dem Wald Birkenreisig zum Besenbinden. Diese wurden das ganze Jahr über gebraucht. So mancher Holzrechen brauchte einen neuen Zahn und die geflochtene Heukirbe samt Schwinger mußte mit gespaltenem Weidenspan geflickt werden. Der Ledertreibriemen für die Kraftmotoren bekam eine Verstärkung mittels Metallklammern. Die  blanken Holzsohlen, die maschinell in der Nachbarschaft beim Denk hergestellt wurden, bekamen über den Rist und die Fersen einen Rindslederbezug. Das Leder hatte Mutter schon von der Lederfabrik in Arrach besorgt. Erfinderisch waren wir Buben schon.

Aus den Holzschuhen machten wir Schlittschuhe. Wir suchten in der Werkstatt nach kaputten Regenschirmen, nahmen die Metallspangen heraus , bogen diese an den Enden ein und klopften jeweils zwei in einem gewissen Abstand auf die
Holzsohle. Und schon konnten wir im Winter auf den glatten Eisflächen fahren.

In der warmen Stube wurden Schafwollsocken gestopft und die zerrissenen langen Hosen geflickt. Je mehr Stoffbesatz sie hatten , desto wärmer waren sie in der kalten Jahreszeit. Die Nachbarinnen hatte Mutter zum Gänsefedernschleißen eingeladen, jede der Frauen hatte einen Berg vor sich , den es aufzuarbeiten galt. Eine mühselige Arbeit war das, denn jede einzelne Feder musste dabei in die Hand genommen werden. Übrig blieben die weichen Daunenbettfedern und die straksen Federkiele. Manche „ Weizgeschicht“ machte in dieser Zeit die Runde. So sollen sich am Frahelser Buckel die Hexen nachts zum Tanz getroffen
haben (…..).

Auszug aus den „Lebenslinien" von Alois Breu , Heimatdichter aus dem Bayer. Wald

 

 

Lebenserinnerungen des Friseurmeisters Louis Breu.

Aufgewachsen auf einem Einödhof im Bayerischen Wald, macht sich Louis Breu, nach seiner Lehre als Friseur, auf den Weg in die Welt.

 

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